Wanderreiten
Ich hatte schon seit langem den Wunsch, Wanderritte zu unternehmen. Aber irgendwie kam es immer nicht dazu - ich war damals der Meinung, daß es schon besondere Pferde und besondere Menschen sein müßten, die das schaffen. Da mein damaliges Pferd sehr unruhig war, sich schnell aufheizte, traute ich mich einfach nicht.
Inzwischen hatte ich meinen Eddy, die richtigen Leute kennen gelernt und die Zeit, das Training vorher zu schaffen. Ich freute mich auf diesen ersten Wanderritt, der im Mai 1997 stattfand und 5 Tage dauerte. Vor und während diesem Wanderritt habe ich sehr viel gelernt!
Kaspar von Borries war derjenige, der uns ans Wanderreiten heranführte und ich danke ihm noch heute dafür. Leider ist er inzwischen verstorben - wie gern hätte ich ihm gezeigt, das seine Lehre Früchte getragen hat! Auch ihm die Entspannung gegönnt, an einem gut vorbereiteten Ritt teilzunehmen, denn nichts ist wichtiger, wenn man mit mehreren Reitern unterwegs ist.
Mein erster selbstorganisierter Wanderritt über 3 Tage führte uns an die Lauenburgische Seenplatte. Wir waren 9 Paare (= 9 Pferde und 9 Reiter), die nur teilweise kleinere Wanderritte hinter sich hatten. So mußten also die "Neulinge" aufgeklärt und unterstützt werden. Wir hatten ca. 35 bis 40 km pro Tag vor uns und fast ausschließlich Reitwege unter den Hufen, sodaß auch Barfußpferde am Ritt teilnehmen konnten. Die Pferde, die anfangs etwas unruhiger waren, lernten sehr schnell, daß es nicht lohnt, sich aufzupowern. Die Fußmärsche trugen auch einiges für die Ruhe und vor allem Entspannung der Pferde bei.
Die Vorbereitung
Als erstes haben wir die Gegend ausgesucht: Die Strecke sollte gut bereitbar sein, Wasser für die Mittagsrast bieten und eine gute Übernachtungsmöglichkeit vorweisen können. Da wir alle gern etwas Komfort mögen, wollten wir schon in einem richtigen Bett schlafen...Für die Pferde war alles noch viel schwieriger: Der eine wollte das Pferd nachts in der Box wissen, der nächste sagte: "Bloß draußen auf einer Weide schlafen lassen". Da es in unseren Breiten nicht üblich ist, an jeder Ecke einen "Pferderastplatz" zu finden, war es schon eine Herausforderung, allen einigermaßen gerecht zu werden - wie immer gab es auch hier einen goldenen Mittelweg. Wir haben dann die Strecke festgelegt, Quartiere gesucht und gebucht und es stand einem schönen Ritt nichts mehr im Weg!
Das Training
Wer mit seinem Pferd auf einen Wanderritt geht, sollte es vorher trainiert haben. Ich persönlich halte nichts von der Methode: Learning bei doing. Bei unserem 5-tägigen Ritt mit Kaspar hatten es einige nicht für nötig erachtet, die Pferde gut zu trainieren - am 4. Tag merkte man den Pferden schon an, daß sie leichte Schwierigkeiten hatten, frisch zu gehen. Es war nicht weiter schlimm, aber es war auch nicht entspanntes Gehen der Tiere.
Neben dem normalen (fast) täglichen Reiten habe ich mein Pferd 6 Wochen vor dem Ritt ins Intensiv-Training genommen. Wir sind ca. 3 mal wöchentlich mindestens 2 Stunden ausgeritten, davon überwiegend im Schritt, denn hierbei wird die eigentliche Kondition aufgebaut. An weiteren 2 Tagen, meist am Wochenende, waren wir auch schon 3 bis 4 Stunden unterwegs. An den beiden 2 weiteren Tagen der Woche war ich auf dem Platz und bin dressurmäßig geritten - denn nur viel Ausreiten bringt auch keine Abwechslung und das wichtige Gymnastizieren würde auch fehlen. Natürlich hatte ich zwischendurch auch mal etwas anderes vor und meinem Pferd tat es gut, mal einen Tag nur auf der Weide zu verbringen! Mit einem so gut konditioniertem Pferd hat es Spaß gemacht. Der sonst faule Eddy nahm meistens die Führung der ganzen Truppe ein!
Das Packen
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die richtige Ausrüstung. Versucht gar nicht erst, Euch einen Rucksack auf den Rücken zu schnallen - er stört in jedem Fall! Vorderpacktaschen kann man gut für Kleinigkeiten wie Fotoapparat, Halfter und Stullen nutzen, die Hinteren für die Ersatzklamotten, Kulturtasche, Notfallapotheke, Putzzeug usw. nehmen. Obenauf kann man dann noch die Regenjacke schnallen.
Nicht nur das richtige, gleichmäßige Packen will geübt sein, sondern auch das Pferd muß daran gewöhnt werden - und zwar in allen Gangarten! Bei einem ungewollten Galopp soll das Pferd nicht durch klappernde Taschen gestört werden! Kleine Anekdote am Rand: Eine Reiterin hatte alles gut vorbereitet, daß Pferd wurde auch mit Packtaschen beladen. Beim Start des Rittes hatte sie allerdings Schwierigkeiten, aufs Pferd zu kommen: Zu hoch war der Turm, den sie gestapelt hatte...*lach*
Vorteilhaft ist es, wenn man das Glück hat, ein Begleitfahrzeug dabei zu haben - es nimmt aber auch ein wenig die Romantik *träum*
Lust bekommen? Traut es Euch einfach zu! Es ist leichter als man denkt. Es gibt allerdings etliches zu beachten, was hier nicht erwähnt ist (z.B. das rechtzeitige Anweiden, das richtige Anbinden/Unfallverhütung usw.)!